Die Zeit der Absolutistischen Herrscher in Ellwangen und ihre barocke Prachtentfaltung
Absolutismus ist die Epoche zwischen dem Ende des 30 Jährigen
Krieges im Jahre 1648 und der Französischen Revolution im
Jahre 1789.
In der Zeit des Absolutismus wendeten alle Fürsten, gemäß dem
damaligen Zeitgeist viel Geld auf, um sich durch verschwenderische
Hofhaltung oder durch teuere Barockbauten zu repräsentieren.
Absolutistischer Zeitgeist erforderte herrschaftliche Selbstdarstellung.
In dieser Zeit erlebte die Kunst in der Stadt ihre reichste Blüte.
Zunächst wurde im Jahre 1652 die Kapelle auf dem Schönenberg
erweitert. 1661erfolgte dann unter Fürstpropst Johann Christoph
III. von Freyberg/Eisenberg die erste Barockisierung der Stiftskirche.
Am 14. September des Jahres 1681 war Pater
Philipp Jeningen auf dem Schloss bei Fürstpropst Johann
Christoph IV. Adelmann von Adelmannsfelden zu Gast. Plötzlich brach ein heftiges
Gewitter aus. Die beiden Freunde sahen wie ein Haus der Stadt beim
Jagsttor, vom Blitz getroffen, sofort in Flammen stand. Die Gefahr
eines Stadtbrandes lag auf der Hand. Ohnmächtig sahen sie
das in Flammen stehende Haus. Auf den Rat des Paters erflehten
die beiden Männer in dieser aussichtslosen Situation die Hilfe
der Heiligen Mutter Gottes. Der Fürstpropst gelobte eine große
Marienwallfahrtskirche auf dem Schönenberg zu errichten, sollte
die Stadt von dem drohenden Stadtbrand verschont bleiben. Den Bau
der Kirche hatte man seither immer wieder verschoben, da das notwendige
Geld fehlte. Nachdem das Haus verbrannt war erlosch das Feuer.
Daraufhin entstand zwischen den Jahren 1682 und 1685 eine barocke
Marienwallfahrtskirche auf dem Schönenberg. Die schon vorhandene
Kapelle mit dem Gnadenbild der Mutter Gottes wurde in dieser Kirche
integriert. Die Architekten der Kirche berücksichtigten vor
allem die Vorstellungen des Paters Philipp Jenningen. Die Kirche
wurde das bestimmende Vorbild für oberschwäbische Kirchenbauten
in der Barockzeit, vor allem für Obermarchtal, Weißenau
und Weingarten, Birnau und St. Gallen.
Im Jahre 1688 folgte der Bau des Palais
Adelmann und 1699 bis 1702
der Umbau des Spitals.
Die Fürstpropstei hatte im letzten Jahrhundert ihres Bestehens
tatkräftige Herrscher, die dem Hochadel entstammten und hohe Ämter
in Kirche und Reich innehatten; für sie war Ellwangen deshalb
nur eine "Nebenpfründe". Deshalb waren sie auch fast
nie in Ellwangen anwesend.
Kennzeichnend für diese Fürstpröpste
war das Bestreben, die Fäden der Regierung auch während
der Abwesenheit fest in der Hand zu halten. Die Heranbildung pflichtbewusster
und zuverlässiger Beamter, der energische Kampf gegen die Mitregierung
des Stiftskapitels und der organisatorische Ausbau der Stiftsexemtion stärkten ihre Macht.
Seit 1694 war Franz Ludwig
von der Pfalz Fürstpropst in Ellwangen,
er war der Schwager Kaiser Leopolds, Hochmeister des Deutschen Ordens,
Bischof von Worms und Erzbischof und Kurfürst von Trier.
Im Jahre 1709 wurde die noch nicht geweihte Kirche auf dem Schönenberg
vom Blitz getroffen und schwer beschädigt. Der Dachreiter stürzte
durch das brennende Dach und bahnte dem Feuer so den Weg ins Innere
der Kirche. Noch im gleichen Jahr begann man mit dem Wiederaufbau. Fürstpropst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg stiftete dazu 10000
fl. Er wollte der Kirche wieder eine prächtige Innenausstattung
geben. Dazu schickte er mit Maximilian von Welsch einen der bedeutendsten
Baumeister dieser Zeit nach Ellwangen. Der Ellwanger Stuckateur und
Bildhauer Melchior Paulus verwirklichte den Entwurf der Stuckaturen.
Unter anderem arbeiteten in Ellwangen noch der Münchner Maler
Melchior Steidl, Kaspar Buchmüller, der Breslauer Hofmaler J.
Classen und der Italienische Meister Antonio Bellucci und natürlich
auch viele Ellwanger.
Meinungsverschiedenheiten mit dem zuständigen Bischof von Augsburg
verzögerten die Weihe der Kirche bis ins Jahr 1729.
1717 wurde gegenüber der Marienkirche ein neues Stadtpfarrhaus
errichtet. 1720 entstand auf der Ostseite der Stiftskirche der
Amtssitz des Stiftskustors. Gleichzeitig begannen die Jesuiten
auf der Westseite der Stiftskirche mit dem Bau des Jesuitenkollegs
mit Gymnasium und einer eigenen Kirche. Der Stiftsdekan Ignatius
Desiderius von Peutingen setzte zu diesem Zweck den Jesuitenorden
zu seinem Universalerben ein. Das waren ca. 90 000 fl. Nach einem
Schlossbrand ließ Fürstpropst Franz Ludwig von der Pfalz
das Residenzschloss durch ein doppelläufige Treppenhaus erweitern
und im Inneren mit Stuck und Fresken barock ausgestalten.
Der Kapuzinerorden wurde im 16. Jahrhundert gegründet.
Er entstand durch eine Reformgruppe, die sich als Bettelorden auf
den Heiligen Franz von Assisi berief. Kapuziner tragen auch heute
noch eine grobe braune Wollkutte mit Kapuze und gehen in Sandalen.
Ihren Lebensunterhalt erwarben sich die Kapuziner durch das einsammeln
milder Gaben.
Im laufe des 17. Jahrhunderts waren in der Nachbarschaft Ellwangens
Kapuzinerklöster entstanden. In der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts versuchten sie, auch in Ellwangen eine Niederlassung
zu gründen. Die Jesuiten, die bereits in Ellwangen ein Kolleg
mit Gymnasium betrieben waren verständlicherweise dagegen. Sie
fürchteten die Konkurrenz der Kapuziner bei der Wallfahrt auf
den Schönenberg. Auch die Weltgeistlichen befürchteten
das Opfer der Bürger könnte vor allem den, in der Seelsorge
wirkenden Bettelmönchen zugute kommen. Der Stadtrat und die
Bürgerschaft standen der Niederlassung wohlwollend gegenüber.
Im Jahre 1728 erlaubte ihnen Fürstpropst Franz Ludwig
von Pfalz-Neuburg schließlich, außerhalb der Residenzstadt
Ellwangen ein „Klösterlein“ zu errichten. Die
bairische Kapuzinerprovinz gab dafür 10880 .- fl..
Sein Nachfolger wurde Franz Georg von Schönborn. Er war zugleich
auch Kurfürst und Erzbischof von Trier, Fürstabt von Prüm,
und Fürstbischof von Worms. Fürstpropst Franz Georg hatte
zu den Jesuiten ein eher gespanntes Verhältnis. Deshalb fühlte
er sich den Kapuzinern näher als sein Vorgänger. Die Kapuzinermönche erfreuten sich beim Volk wachsender Beliebtheit, konnten aber wegen
der Konkurrenz zu den Jesuiten, erst nach der Auflösung des
Jesuitenordens durch den Papst im Jahre 1773, als Professoren am
ehemaligen Jesuitengymnasium wirken.
In den Jahren 1733 und 34 entstanden die Kapellen am Wallfahrtsweg
zum Schönenberg.
Eine künstlerisch schwierige Aufgabe war die Barockisierung
des Inneren der Stiftskirche in den Jahren 1737 bis 1741. Eine größere
Summe hatte Franz Ludwig von der Pfalz bei seinem Tode dafür
hinterlassen. 35 000 fl. gab Fürstpropst Franz
Georg von Schönborn dazu. Um zwei so verschiedene Baustiele wie Romanik und Barock zu
verbinden, holte er eine Gruppe oberitalienischer Künstler
nach Ellwangen. Donato Riccardo Retti und Emanuel Pighini kamen als
Baumeister und Stuckatoren. Diego Carlone erschuf die raumprägenden
großen Figuren der Apostel und Evangelisten. Das Ergebnis dieser
Arbeiten war eine Meisterleistung. Alle Einzelheiten
führen auf den dominierenden Hochaltar hin.
Im Jahre 1748 wurde am Marktplatz mit der Errichtung eines neuen
Rathauses begonnen.
1753 wurde dann noch das Innere der Marienkirche barockisiert.
Dies sind nur die wichtigsten Bauvorhaben die realisiert
wurden. In der Stadt entstanden noch viele weitere Gebäude
die hier nicht aufgezählt wurden.
In den Jahren 1749 bis 1753 wurde das Spital nochmals erweitert
und umgebaut. Um seine bischofsähnliche Stellung zu demonstrieren
erbaute Franz Georg von Schönborn auf dem Schönenberg
ein Priesterseminar. Für diesen Bau stiftete er nochmals 35000
fl. Die Fertigstellung dieses Baues erlebte er jedoch nicht mehr,
denn er starb zu Anfang des Jahres 1756.
Alle diese Bauten förderten das Kunsthandwerk in der Stadt,
Kunstschlosser, Kunstschreiner, Kunstmaler, Marmorierer, Vergolder,
Goldschmiede, Instrumentenbauer, Uhrmacher,......... und so weiter. |